Die Energiebranche ist in Bewegung, und eine der faszinierendsten Entwicklungen, die den Markt in den letzten Jahren geprägt hat, sind die sogenannten „negativen Strompreise“. Aber was bedeuten diese negativen Preise genau und welche Auswirkungen haben sie auf den deutschen Strommarkt? Dieser Blogpost wird Ihnen einen Einblick in die Welt der negativen Strompreise bieten.
Negative Strompreise seit 2020
Quelle: energy-charts.info Stand: Januar 2024
Das Diagramm zeigt die Anzahl der Stunden pro Monat mit Day-Ahead-Preisen in Deutschland seit Januar 2020 mit einem Preis von 0,00 € oder darunter zusammen mit dem durchschnittlichen Preis dieser Stunden. Nicht in jedem Monat gibt es negative Preise. Im Februar 2020 gab es 87 Stunden mit einem Strompreis von 0,00€ oder aber darunter. Erst im Dezember 2023 wurde diese Wert fast wieder erreicht: Über die Weihnachtstage vom 24. bis 26. Dezember war der Strom in 52 Stunden wurde der Strom mit negativen Preisen gehandelt.
Zu beachten ist, dass Haushalte nur von negativen Preisen profitieren können, wenn diese einen dynamischen Stromtarif haben, der an die EPEX Strombörsenpreise gekoppelt ist.
Was sind negative Strompreise und wie entstehen sie?
Negative Strompreise sind eine Erscheinung, die seit 2008 auf den kurzfristigen Strombörsen wie dem Day-Ahead und Intraday-Markt auftreten können. Im Kern entstehen sie, wenn die Erzeugung von Strom den Verbrauch übersteigt. Dies geschieht häufig bei einer hohen Einspeisung von Wind- und Solarenergie und gleichzeitig einem geringen Stromverbrauch, etwa während Feiertagen oder Wochenenden. Zwar können PV, als auch Windkraftanlagen gestoppt werden, allerdings sind Kohleverstromungsanlagen nicht so flexibel. Ein Abschalten und wieder anfahren ist ggfs. teurer, als den Strom auch zu negativen Preisen abzugeben.
Die Mechanismen hinter den negativen Preisen
Strom, als homogene, aber schwer speicherbare Handelsware, erfordert ständiges Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Negative Strompreise entstehen, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt und dieser Überschuss nicht genutzt werden kann. Das Ergebnis? Diejenigen, die Strom einspeisen, müssen dafür zahlen.
Flexible Nutzung durch eFuel, Speicherkraftwerke oder Power-to-Gas-Anlagen können die gewaltigen Mengen nur begrenzt aufnehmen und die Leitungskapazitäten müssen zur Verfügung stehen.
Warum bleiben Kraftwerke aktiv?
Man könnte sich fragen: Warum drosseln nicht einfach alle Kraftwerke ihre Produktion, wenn die Preise negativ sind? Nun, hier kommen technische und rechtliche Herausforderungen ins Spiel. Einige Kraftwerke können aus technischen Gründen nicht einfach heruntergefahren werden, während andere aus rechtlichen Gründen weiterlaufen müssen. Hinzu kommen konventionelle Kraftwerke wie Braunkohle- und Atomkraftwerke, die nicht so flexibel reagieren können.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen
Negative Strompreise sind nicht nur eine Kuriosität; sie haben echte wirtschaftliche Konsequenzen. Haushaltskunden profitieren möglicherweise nicht direkt von diesen negativen Preisen, da andere Kostenbestandteile ihre Stromrechnung beeinflussen können. Großverbraucher hingegen können von den niedrigen Preisen profitieren, insbesondere wenn sie über dynamische Stromtarife verfügen.
Nicht jeder Strom wird über die Börse gehandelt. So ist nicht jeder Versorger von negativen Strompreisen betroffen bzw. kann auch nicht davon profitieren. Wird der Strom zu fixen Preisen ein- und verkauft, bleibt die Situation von negativen Strompreisen unberührt.
Internationale Perspektiven
Deutschland ist nicht allein mit diesem Phänomen. Länder wie Österreich, Belgien, die Niederlande und Großbritannien haben ebenfalls negative Strompreise erlebt. Es ist ein globales Phänomen, das verschiedene Länder und ihre spezifischen Energiesysteme betrifft.
Für Strom verbrauchen Geld bekommen
Dass man tatsächlich Geld für verbrauchten Strom erhält, bedarf allerdings negative Strompreise, die unterhalb der Netzentgelte und anderer zuzüglichen Gebühren und Steuern liegen. Also in den meisten Gegenden ca. 20 Cent / kWh. Strompreise so weit im Negativen kommen äußerst selten vor.
Wie geht es weiter?
Die Zukunft der negativen Strompreise hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Mit der fortschreitenden Integration erneuerbarer Energien, der Entwicklung von Speichertechnologien und der Anpassung des Stromnetzes werden diese Preisschwankungen voraussichtlich besser kontrollierbar. Zudem kann die Implementierung von dynamischen Stromtarifen den Verbrauchern helfen, von diesen negativen Preisen zu profitieren und das Stromnetz insgesamt stabiler zu machen.
Abschließende Gedanken und Ausblick
Negative Strompreise sind ein faszinierendes, aber komplexes Thema. Sie werfen wichtige Fragen zur Zukunft des Energiesektors, zur Integration erneuerbarer Energien und zur Rolle der Verbraucher auf. Um wirklich von diesen negativen Preisen zu profitieren, sollten Sie in Erwägung ziehen, einen dynamischen Stromtarif zu nutzen!
Ob die Schwankungen hinein in negative Strompreis-Regionen häufiger oder seltener vorkommen lässt sich nicht absehen. Erneuerbare Energien lassen das Stromnetz in einem anderen Licht erscheinen, denn statt einigen großen Produzenten gibt es nun sehr viele kleine Einspeiser und dadurch werden Prognosen komplexer. Aber auch auf der Nachfrageseite tut sich einiges: Je niedriger der Preis, desto mehr wird von Kunden mit dynamischen Stromtarifen nachgefragt, was wiederum einen höheren Marktpreis zur Folge hat.
Es wird in DE seltener massive negative Strompreise geben, aber der Spread (Abstand zwischen höchstem und niedrigsten Preis an einem Tag) wird größer werden.
meint der Fluxfuchs