Die Idee von dynamischen Strompreisen mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Schließlich versprechen sie die Möglichkeit, den Energieverbrauch zu optimieren und potenziell Kosten zu sparen. Doch wie bei vielen Innovationen ist nicht jede Lösung für jeden gleichermaßen geeignet. In diesem Blogpost werfen wir einen genauen Blick darauf, warum sich dynamische Strompreise nicht für jeden lohnen könnten.
1. Regelmäßiger Energieverbrauch vs. dynamischer Strompreis
Dynamische Strompreise basieren auf Schwankungen in der Stromnachfrage und -angebot. Wenn dein Energieverbrauch allerdings einen der folgenden Eigenschaften aufweist, dann könnten dynamische Preise in jedem Fall teurer als „klassisch“ werden:
- Du bist nicht in der Lage Deinen Nutzen flexibel anzupassen. Die meisten Verbraucher brauchen den Strom dann, wenn sie ihn brauchen und können den Verbrauch weder um die ein oder andere Stunde verschieben noch begrenzen.
- Der relativ hoher Verbrauch findet zu Zeiten statt, in denen der Strompreis eher hoch ist. Das ist derzeit (Stand Dez. 2023) wochentags von 7:00 bis 9:00 Uhr und 18 Uhr bis 20:00 Uhr. Dazu sollte man überlegen, welches denn die größten Verbraucher sind: Ist es die Waschmaschine und der Trockner, die zu einem bestimmten Zeitpunkt laufen müssen. Der Durchlauferhitzer, der Herd, der Stausauger – was ist ein hoher Verbraucher, der zu einem bestimmten Zeitfenster laufen muss? Eine Heatmap zu Strompreisen ist hier zu finden.
- Dein Haushalt hat keinen eigenen Stromzähler.
2. Mangelnde Flexibilität im Alltag
Ähnlich zu den oben aufgeführten Punkten: Für Menschen mit festen Arbeitszeiten oder klaren Tagesabläufen könnte die Anpassung ihres Energieverbrauchs an die Schwankungen der Strompreise eine Herausforderung darstellen. Dynamische Tarife erfordern eine gewisse Flexibilität im Alltag, um beispielsweise schwere Energieverbraucher während günstigerer Zeiten zu betreiben. Wenn dein Tagesablauf wenig Spielraum für solche Anpassungen lässt, könnten dynamische Preise weniger vorteilhaft sein. Es könnte allerdings auch sein, dass Deine fixen Verbräuche bereits außerhalb der Hochpreisphasen liegen – dann könntest Du ohne Umstellungen Deine Stromrechnung erheblich senken.
3. Unsichere oder komplizierte Tarifstrukturen
Dynamische Strompreise können mit komplexen Tarifstrukturen einhergehen, die für viele Verbraucher schwer verständlich sind. Die Unklarheit darüber, wann die besten Zeiten für den Energieverbrauch sind und wie viel tatsächlich gespart werden kann, könnte dazu führen, dass einige Verbraucher von der Idee abgeschreckt werden.
4. Technologische Herausforderungen
Die Umstellung auf dynamische Strompreise erfordert oft fortschrittliche Technologien wie intelligente Messsysteme (iMSys), moderne Messeinrichtungen (mME) und ggfs. vernetzte Geräte. Nicht jeder ist bereit oder in der Lage, in solche Technologien zu investieren. Ein Mangel an Infrastruktur oder finanziellen Ressourcen könnte die Umsetzung dieser fortschrittlichen Systeme für einige Verbraucher unpraktisch machen.
5. Geringe Ersparnisse für bestimmte Verbrauchergruppen
Für Verbraucher mit einem insgesamt niedrigen Energieverbrauch könnten die potenziellen Einsparungen durch dynamische Strompreise vernachlässigbar sein. Die Schwankungen in den Preisen mögen in solchen Fällen kaum Auswirkungen auf die Gesamtkosten haben, was die Notwendigkeit einer Umstellung auf dynamische Tarife in Frage stellt.
Fazit
Dynamische Strompreise sind zweifellos eine innovative Herangehensweise an die Energiekostenoptimierung und ein wichtiger Baustein der Energiewende. Dennoch sind sie nicht für jeden geeignet. Es ist wichtig, die individuellen Lebensumstände, den Energieverbrauch und die Bereitschaft zur Anpassung des Verhaltens zu berücksichtigen, bevor man sich für solch flexible Tarife entscheidet. Für einige Verbrauchergruppen könnten traditionelle Stromtarife weiterhin die kosteneffizientere und bequemere Option darstellen. Es lohnt sich, die eigenen Bedürfnisse sorgfältig zu evaluieren, bevor man sich auf den Weg zu dynamischen Strompreisen macht.
Allerdings sollte man sich mit dem Gedanken auseinander setzen, denn je mehr Haushalte auf dynamische Tarife umstellen, desto weniger passen in das Standardlastprofil des Netzbetreibers. Wenn das der Fall ist, werden „normale“ Tarife teurer, da mehr Haushalte vermehrt zu Hochpreiszeiten Strom verbraucht, was entsprechend abgebildet werden muss.